Der Sohn von der Mutter und der saugende Säugling

Wer hat sie noch nicht erlebt, verbale Missgriffe oder auch peinliche Patzer in der Durchführung der Pflege, für die man manchmal jahrelang „leiden“ muss, weil sich Kollegen ständig über einen lustig machen. Ich denke sie existieren in allen Abteilungen, Aussagen und Fehltritte von Kollegen, Ärzten, Besuchern, Patienten, die man niemals vergisst und die manchmal sogar nach Jahren immer wieder zur Sprache kommen und bei Stationsfeiern, Grillfesten, … für lustige Erinnerungen und Gelächter sorgen.

Hier ein kleiner Auszug aus meinen Erlebnissen, die mich zum Lachen, Staunen und manchmal auch Verzweifeln brachten:

Die Angehörigen:

Anruf eines Angehörigen:
Hallo, ich bin der Sohn von meiner Mutter. Wie geht`s ihr denn?“  —> der arme Mann war sicherlich sehr aufgeregt und besorgt um seine Mutter, ich musste aber erstmal trotzdem lachen und er hat es dann auch verstanden und hat mitgelacht

In der ambulanten Pflege entsorgte eine Ehefrau die gebrauchten Urinbeutel ihres Mannes in den gelben Sack und verwendete den Urin als Düngemittel für ihre Pflanzen.

Ärztliche Bereich:

Schriftliche Anordnung: 20 gtt Dulcolax (Tropfen haben damals nicht zu unserem Bestand gehört) —>  die Auswahl und Indikation der Laxantien kann für einen jungen Arzt manchmal evtl. ein wenig verwirrend sein, er wollte auf jeden Fall nicht, dass ich ein Dulcolax-Supp. erhitze und dann mit einer Spritze aufziehe

Schriftliche Anordnung: Der Säugling darf ab 16.00 Uhr wieder an der Brust der Mutter saugen —> es ging hier darum wann eine Wöchnerin nach ihrer Schilddrüsen-OP wieder stillen darf; der Inhalt ist völlig korrekt, nur vielleicht ein wenig ungeschickt formuliert 😉

Schriftliche Anordnung: ab heute relative Bettruhe —> relative Bettruhe? Ein Haar in der Suppe ist auch relativ viel…

Schriftliche Anordnung: Sterofundin R 320 —> existiert natürlich nicht, R 320 war eine kleine Notiz einer Kollegin beim Ausrechnen der Flüssigkeitsbilanz und wurde bei der Erstellung eines neuen Therapieplans vom Stationsarzt einfach ohne Überlegung übernommen

Visite: Haben Sie Magenschmerzen? —> kaum möglich nach einer Gastrektomie (die Frage zielte in dem Fall auch nicht auf Phantomschmerzen ab), der Patient war danach leicht verwirrt und verunsichert

Schriftliche Anordnung: 24-Std.-Bilanz (während des Stationsaufenthaltes) —> schwierig, denn der Patient war dialysepflichtig und hatte keine Restausscheidung

Die lieben Kollegen:

Dr. A. hat oral angeordnet —> gemeint war natürlich: Dr. A. hat mündlich angeordnet

manchmal wird auch aus einer serösen Flüssigkeit eine seriöse Flüssigkeit

Messung des ZVD am peripheren Venenzugang —> für mich sehr erstaunlich, aber der Kollege brachte sogar einen einigermaßen realistischen Wert raus

zirkulärer Halsverband bei einer Nachblutung nach Schilddrüsen-OP —> die Patientin wehrte sich Gott sei Dank dagegen und der Kollege kündigte schon bald sehr sinnvollerweise seine Stelle

Man sollte auch nicht immer davon ausgehen, dass jeder 90jährige eine Zahnprothese haben muss. Es ist wirklich ein Kraftakt, wenn man versucht die angebliche Prothese zum Reinigen rauszunehmen.

Bei manchen fränkischen Schwestern wird aus einer Dünndarmteilresektion eine Dünndarmdeilresektion (und das ganze noch extrem in die Länge gezogen – klingt herrlich)

Habt ihr gewusst, dass man aus einer OP-Haube eine wunderschöne Unterhose zaubern kann? Nein? Mein Kollege hat einfach zwei Löcher reingeschnitten und die Patientin fand ihren neuen Slip sogar sehr bequem

Patienten:

Diurese, Diurese … ist das eine neue Versicherung? —> so reagierte ein Patient als ich den Doktor bei der Visite auf die mäßige Diurese hingewiesen habe

Eine unserer Patientinnen hat sich vom Stationsarzt nach der Visite mit „Herr Doktor, grüß die Hühner“ verabschiedet. Die Frage nach ihrem Befinden beantwortete sie immer mit: „Doppelter Boden und nichts drin“

„Notausgang“ wird häufig von älteren Patienten als Bezeichnung eines Enterostomas verwendet

Für ältere Patienten ist manchmal auch das Begreifen des Unterschieds zwischen dem CT und einer CD; das sorgt manchmal für Verwirrung und Überforderung

Einige Patienten verwechseln häufig Schwestern mit Ärztinnen und bitten diese dann um „niedere“ Aufgabe wie z.B. die Bettschüssel bringen od. entfernen . Das hat schon bei manch einer Frau Dr. zu Minderwertigkeitskomplexen geführt.

Ich könnte die List ewig so weiter fortführen, möchte euch aber nicht langweilen. Mich würden viel mehr eure Erlebnisse interssieren 🙂
Welchen Lapsus oder Stilblüte habt ihr denn zu bieten? Freue mich schon drauf.

7 Gedanken zu „Der Sohn von der Mutter und der saugende Säugling“

  1. Hiihii… Habe herzhaft gelacht… Seriöse Flüssigkeit… Muß ich doch gleich an Schwester K. denken… 😉
    Naja,und das mit der Zahnprothese kommt mir auch seeeeeeehr bekannt vor… ;-S
    Grüßle

  2. zirkulärer Halsverband? – Erstickungsversuch oder was war das?

    Ich finde es auch immer lustig, wenn Kunden in der Apotheke etwas suchen: die hydraulische Gazekompresse kommt mir dann immer in den Sinn.

  3. hehe, die seriöse Flüssigkeit ist aber auch ein Dauerbrenner in Klausuren bei Pflegeschülern! 😉
    auch die Situation mit der Prothese und der „notausgang“ kommen mir sehr bekannt vor *g*

    Gruß,
    by Juli

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